„We come from Sound, we are Sound and we go back to Sound.“ (Sri Vemu Mukunda, 1939-2000)
Nach dem 100-jährigen Kalender traten wir am 21. März 2020 in ein Mond-Jahr ein. Der Mond steht für unsere Gefühle und es ist sicher kein Zufall, dass eine der ältesten Yogaformen gerade jetzt wieder den Weg zurück in das Bewusstsein der Menschen findet: Nada Yoga – das Yoga mit Tönen. Denn NICHTS verrät Gefühle so untrüglich wie die Stimme des Menschen! Und genau die ist eines der fünf tragenden Elemente des Nada Yoga, bei dem es eben um viel mehr als nur um das Singen eines Mantras oder den Einsatz einer Klangschale während des Yogaunterrichts geht …
Gleich dem Hatha-Yoga ist auch Nada-Yoga eine eigene Form des Raja-Yoga. Erstmals aufgeführt wird er in der „Nada Bindu Upanishad“, einer Schrift des Rigveda, welcher zu den ältesten Schriften der Welt zählt. „Nada“ (sanskr.) bedeutet „Ton, Klang, Laut“ und die Einheit von Körper, Geist und Seele wird bei der gleichnamigen Yogaform mit Hilfe von Tönen erreicht. Töne erzeugt ein Mensch auf natürlichste Weise mit seiner Stimme. Mit ihrer intensiv-vibrierenden Wirkung innerhalb des gesamten Organismus ist nichts vergleichbar: Weder die Schwingung eines von Außen aufgesetzten Instrumentes, noch Musik, die „nur“ angehört wird! Nicht umsonst gilt die Stimme in der indischen Musik als die „Königin aller Instrumente“. Die Bedeutung, die ihr hinsichtlich unseres Wohlbefindens und als Mittel zu Harmonie und Ausgleich zukommt, wird bis heute unterschätzt. Jetzt erst rückt das „Medium Stimme“ so langsam in den Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit. Unklar bleibt dabei aber meistens, wie man die Stimme denn nun genau einsetzen soll. Das einst heilige Wissen um Nada Yoga ist nämlich schon lange verschollen, da es keinen lebenden Meister dieser Yoga-Disziplin mehr gibt, der diese Tradition hätte am Leben erhalten können.
Dafür gab es aber den Indischen Wissenschaftler und Musiker Sri Vemu Mukunda (1939-2000). Er hat sein Leben lang dieses alte Wissen gemäß der Tradition seiner kulturellen Heimat, der Südindischen Tempelmusik, erforscht und die letzten Fragmente davon in unsere Zeit hinüber gerettet. Bevor er starb, erteilte er seinen Schülern den Auftrag „I only did the first step – you have to continue“ („Ich tat nur den ersten Schritt – ihr müsst fortsetzen“).
Im Rahmen seiner Forschungstätigkeiten um die Bedeutung der Töne für den Menschen kommen Sri Vemu Mukunda große Verdienste zu, ohne die es heute nicht möglich wäre, Nada Yoga wieder einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen:
1.) Nach den Berichten des Rigveda wohnt in jedem Menschen ein bestimmter Grundton. Sri Vemu Mukunda entdeckte, dass dieser persönliche Grundton hinter den individuellen Stimmfrequenzen eines erwachsenen Menschen sichtbar wird. Er entwickelte daraufhin ein Meßverfahren, mit dem es möglich ist, den Grundton aus diesen Stimmfrequenzen herauszulesen, was allerdings bis heute nicht „maschinell“, sondern ausschließlich persönlich in direktem Kontakt erfolgen kann.
2.) Er rekonstruierte die tonale Innenstruktur eines Menschen. Diese stellt neben dem bekannten Chakra-System ein zweites, sehr viel differenzierteres Tonsystem am Körper dar, mit dem Nada Yoga arbeitet. Es beruht auf gezielten Körperpunkten und den darauf befindlichen, je nach Grundton verschiedenen Frequenzen. Während das Chakra-System hauptsächlich auf den Energiekörper (Pranamaya-Kosha) eines Menschen einwirkt, ist dieses System mit dem Erinnerungsspeicher (Citta) im Gefühlskörper (Manomaya-Kosha) eines Menschen verbunden. Nur mit Kenntnis dieser Innenstruktur ist eine aktive Praxis von Nada Yoga und eine damit verbundene, tiefgreifende Wirkung überhaupt erst möglich.
3.) Sri Vemu Mukunda entwickelte spezielle, grundlegende Übungen, um das klingende Tonsystem eines Menschen zunächst erst einmal wieder zu beleben und später gezielt damit auf Befindlichkeitsstörungen mit dem Ziel innerer Ausgeglichenheit einzuwirken. Jeder kann sich damit einfach, kostenlos und unkompliziert in jeder Lebenslage selbst „stimmen“ wie ein Instrument – was der Mensch im Grunde ja auch ist, indem er die Unendlichkeit des Universums in Form der Unendlichkeit aller Töne in sich trägt.
4.) Er entdeckte die besonderen Ausprägungen einzelner Frequenzen und leitete daraus eine tonale Typologie der Menschen ab, woraus sich das im Westen gebräuchliche System der 12 Töne in Bezug zu den 12 wichtigsten Körperpunkten herauskristallisierte. Die Kenntnis um den persönlichen Grundton lässt sich somit nicht nur aktiv am Körper einsetzen, sondern gibt zusätzlich noch viel Aufschluss über die persönlichen Stärken sowie die Lebensmotivation, die jedem einzelnen Grundton innewohnt. So wird durch die Praxis von Nada Yoga die individuelle Persönlichkeit jedes Menschen immer strahlender sichtbar (lat. „personare“ = hindurchklingen) und nur wenige Techniken im Sinne einer natürlichen Persönlichkeitsentwicklung sind damit an Intensität und Effektivität vergleichbar.
Das Wissen um die Wirkkraft der Töne galt lange Zeit als „das letzte, geheime Wissen Indiens“ und wurde nur mündlich vom Meister an den Schüler weitergegeben – was sicherlich einer der Gründe dafür ist, weshalb das meiste davon verloren ging. Nach Sri Vemu Mukundas Tod im Jahr 2000 hat eine kleine Gruppe deutscher Schüler sein überreiches und ebenfalls nur mündlich an sie vermitteltes Vermächtnis katalogisiert und hütet es innerhalb der „Gesellschaft nach dem Nada Brahma System e.V.“. Dieser Verein, dessen Mitglieder sich heute „SAMA-Sonologen“ nennen, hat es seit 2004 an einen kleinen Kreis von „Nadopasakas“ (sanskr.) = „jene, die den Ton verehren“, als intensive Ausbildung weitergegeben. Damit wurden die Samen gelegt, aus denen heraus Nada Yoga heute wieder als eigenständige Yogaform praktiziert werden kann.
Besondere Kenntnisse braucht es dafür nicht, und einen biegsamen, physischen Körper auch nicht, was die Nada Yoga Praxis für nahezu alle Menschen in jeder Lebenssituation möglich macht. Allerdings sollte man einen Ton nachsingen können. Das kann im Grunde jedes Kind, ist heute aber tatsächlich schon bei manchen Erwachsenen aufgrund mangelnder Praxis und Wahrnehmungsfähigkeit des Hörens problematisch.
Nada Yoga beruht auf einer Genauigkeit der Frequenzen, es ist also – im Gegensatz zu vielen anderen Klangheilungstechniken – nicht beliebig, mit welchen Tönen man arbeitet. Eine weitere Voraussetzung für eine sinnvolle Anwendung dieser Yoga-Disziplin ist die Kenntnis des persönlichen Grundtons, da dieser bestimmt, welche Töne auf welchen Körperpositionen liegen. Dank der von Sri Vemu Mukunda übermittelten Technik der Stimmfrequenzmessung kann ein gut geschulter SAMA-Sonologe den Grundton im Rahmen einer Einzelsitzung mit dem Klienten herausfinden.
Klingendes Instrument des Nada Yoga ist einzig und allein die eigene Stimme, mittels derer Bewegung am Körper geschieht – und zwar in erster Linie innerlich und nicht äußerlich. Eine „schöne Stimme“ braucht es dafür aber wahrlich nicht! Jede Stimme ist Träger der individuellen Persönlichkeit des Stimminhabers und gleichsam sein unverwechselbarer „kosmischer Fingerabdruck“. Die Stimme verrät untrüglich jede unserer Befindlichkeiten – Worte können lügen, aber die Stimme lügt nicht. Die ihr innewohnende, eigene Intelligenz „stimmt“ uns automatisch mit jedem Wort das wir sprechen und mit jedem Ton den wir singen, und versucht somit unentwegt, unsere Gemütsverfassung in Balance zu bringen. Diesen Mechanismus kann man durch Nada Yoga gezielt nutzen und so auf den gesamten menschlichen Organismus von Körper, Gemüt und Seele einwirken.
Neben
* Frequenzgenauigkeit und
* Stimme gilt es beim Nada Yoga noch
* den Atem,
* den eigenen Rhythmus und
* konzentriertes Bewusstsein
in Einklang zu bringen. Auf diesen fünf Säulen ruht Nada Yoga.
Alle praktischen Übungen haben zum Ziel, den Menschen zu harmonisieren und in seiner ureigensten Persönlichkeit zu bestärken, denn Töne haben stets ordnende Wirkung.
In unserer modernen Gesellschaft hat das Fehlen von Stille, eine enorme Reizüberflutung, die Schnelllebigkeit unserer Zeit, die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft und immer höhere Anforderungen, die an den Menschen gestellt werden, dazu geführt, dass wir einer so feinen Wahrnehmung, wie sie in den alten Schriften über den „Ton, der in allem schwingt“ zu lesen ist, nahezu nicht mehr fähig sind. Deshalb ist das Wissen um den eigenen Grundton sowie seine praktische Anwendung in Form von Nada Yoga nach Sri Vemu Mukunda ein sehr kostbares Geschenk – nämlich aktive Hilfe zur Selbsthilfe und ein Schlüssel zu unserer Persönlichkeit! Auch bringt es uns wieder in unmittelbaren Kontakt mit dem Ursprung dessen, was uns Menschen eigentlich ausmacht: Unsere Gefühle und der unendliche, schöpferische Reichtum, der in uns liegt! Er wartet darauf, mit Nada Yoga von uns geweckt und behutsam entfaltet zu werden.
Und mit fortschreitender Meisterschaft werden wir dann auch irgendwann wieder in der Lage sein, den Urzustand von Nada Yoga, jenen allgegenwärtigen, unhörbaren Ton zu erlauschen, von dem in den alten Schriften die Rede ist. Dann werden wir klingend mit dem Göttlichen verschmelzen „wie Wasser mit Milch“ und erfahren im Samadhi die Glückseligkeit von „Nada Brahma“ – die gesamte Schöpfung, in die wir einstimmen, ist Ton und Klang!
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